Erster bekanneter Nachweis
In der Gückinger Chronik wird 1367 als Ersterwähung von Weinbau bei Gückingen genannt, ohne jedoch die Quelle anzuführen
1367
Die erste urkundliche Erwähnung liegt aus dem Jahr 1367 vor.
Auf dem Gebiet des heutigen Ortes befand sich ein landwirtschaftliches Anwesen, dass zu dem auf der anderen Lahnseite im heutigen Diez ansässigen Kloster Dierstein gehörte. Auf diesem Hof wurde im 13. und 14. Jahrhundert in der Hauptsache Ackerbau, Viehzucht und auch Weinbau betrieben. […]
Quelle:
Geschichte der Ortsgemeinde Gückingen
www.ortsgemeinde-gueckingen.de
Die hiesige Recherche der Jahresangabe in bekannten Dokumenten/Urkunden des angeführten Klosters Dirstein ergibt keine gesicherte Klärung.
So ist in den Regesten zum Kloster Dirstein kein Dokument betreffend Gückingen im Zusammenhang mit Weinbau/Weingärten/-bergen verzeichnet. (sh. H.J. Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte im Gebiet der Mittleren Lahn bis zum Ausgang des Mittelalters, Band 3 a.a.O., S. 284ff)
Weitere Nennungen
1403
Markolf und Emmerich ‚Rudeln‘, Gebrüder, von Reifenberg geben ‚Luytzen Koeten‘, Meisterin zu Dirstein, und dem Konvent der Nonnen daselbst tauschweise ihr Land auf dem Gückinger Feld, genannt der ‚Rudeln‘ Land, mit Zubehör und auch mit dem 1/2 Malter Korn- oder Hafergülte, die sie im dritten Jahr auf dem vorgenannten Kloster haben, gegen 3 Morgen Land, die das Kloster in der Diezer Aue ’nydenwendig Diecze undir der Strippen‘ liegen hat und die vor Zeiten in dessen Hof zu Altendiez gehörten. Sie haben dem Kloster jenes ‚Rudeln‘ Land und die Gülte vor Kuseler, Schultheiß zu Diez, und den Nachbarn zu Aull aufgetragen und es darin eingesetzt und versprechen, Jahr und Tag Währschaft zu leisten, wie in der Grafschaft Diez rechtsüblich.
In seiner Formalbeschreibung ergänzt H.J. Struck:
Rückvermerk: (15. Jh.): ‚Zo Auwel. Diß ist eyn bryeff van dem kude myt den van Ryffenberch und den wyngarten in dem Schillynck gelegen‚. – Kopie, Papier (um 1500) [HHStA]W 21, Akte 12 Blatt 86v. – Kopie, Papier (17. Jh.) [HHStA]W 21, Kopiar 3 Blatt 17v-18r. – Kopie, Papier (18. Jh.) [HHStA]W 21,44 und [HHStA]W 21, Kopiar 1 Blatt 13r-14r
Quelle:
Arcinsys/HHStAW Bestand 21, Nr. 44
1530
Verkauf von Weingärten der Gemeinden Rotenhain, Gückingen und Hambach angesichts einer Hungersnot an Leonhard von Reifenberg
Quelle: Arcinsys/HHStAW Bestand 170 II Nr. 1530 b
Die Zuordnung der Lage im Schillynck zu Aull bzw. Gückingenist nicht bisher nicht gelungen, damit blieb auch der Versuch einer Lokalisierung bisher ohne Erfolg.
25. November 1569
Jost Stetzer in Aull und seine Ehefrau Margarethe verkaufen einen Weingarten an Adam Hoffmann in Gückingen und seine Ehefrau Dorothea.
Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 170 I, Nr. 4469
Erst die Auswertung des Dokuments kann die Chance bieten, herauszufinden, ob und wenn ja, wo besagter Weingarten tatsächlich in Gückinger Gemarkung lag.
Dieser Kurzregest lässt dies leider offen.
Letzte bekannte Erwähnung
1899
Die letzte bekannte Datierung von Weinbau bei Gückingen (und Aull) finden wir in der im Jahr 1899 veröffentlichten Aufbereitung der Geschichte des Schlosses Oranienstein. Hier führt der Verfasser im Ersten Teil. Kloster Dirstein aus:
In der näheren Umgebung Dirsteins grüßten vom rechten Lahnufer Aull und Gückingen aus rebenbewachsenen Bergen, wie denn damals und noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts der Weinbau im „Diezischen“ in hoher Blüte stand.
Quelle: Dr. Weniger, Geschichte des Schlosses Oranienstein, a.a.O., S.9
Es bleibt jedoch unsicher, ob am Anfang des 19. Jahrhunderts auch zu Gückingen noch Weinbau betrieben wurde.
Niedergang des Weinbaus
Der leider ohne Quellenangabe hinterlegte Hinweis in der Gückinger Chronik kann dies auch nicht bestätigen.
Der Weinbau wurde im 18. Jahrhundert eingestellt.
Quelle:
Geschichte der Ortsgemeinde Gückingen
www.ortsgemeinde-gueckingen.de
Allerdings führt Dr. Weniger zum Ausgang des Klosters Dirstein auf Seite 15 weiter aus:
Während des dreißigjährigen Krieges entstanden noch mancherlei Streitigkeiten über die Stiftsgüter […] . […] der Westfälische Friede sicherte schließlich […], was der dreißigjährige Krieg von dem einst so reichen Stift übrig gelassen hat.
Die Güter waren verwüstet, die Weinberge größtenteils vernichtet, […]
Quelle: Dr. Weniger, Geschichte des Schlosses Oranienstein, a.a.O., S.15
Zudem beschließt er Des Werkes Zweiter Teil. Schloss Oranienstein. mit einem Tableau über den Anschlag der oraniensteinischen Güter und Gefälle nach Empfang und Ausgabe der darüber geführten Rechnung de Anno 1673.
Darin heißt es in der Zeile Weingefälle in einer Spalten übergreifenden Anmerkung:
Davon ist in 50 Jaren nichts gefallen kann auch nicht wider im gang gebracht werden, ergo
Angaben in den Spalten zur Größe sind mit einem „-“ versehen. Die folgende Spalte unter der Rubrik Capital enthält ebenfalls nur „-„.
Schlussfolgernd kann dies nur bedeuten – aber somit im Widerspruch zu seinen Ausführungen auf Seite 9, dass die vormaligen Weinberge bereits früh im 30-jährigen Krieg (etwa um 1625) keinen Ertrag mehr abwarfen und dies offensichtlich auch um Gückingen das Ende des Weinbaus bedeutete.
Eine Bestätigung dieser Annahme finden wir in J. H. Steubings Ausführungen zu Gückingen in seiner Topographie der Stadt und Grafschaft Dietz:
Im 3ojährigen Krieg besonders 1635 hatte es [Gückingen] einerley Schicksal mit Auel.
[…] Seine Feldgemarkung bestehet in 10 Morgen 109 Ruthen Garten, 366 Morgen 20 Ruthen Ackerland, 16 Morgen 80 Ruthen Wiesen und 7 Morgen 80 Ruthen unbrauchbaren.
Quelle: Johann Herrmann Steubing, Topographie der Stadt und Graffschaft Dietz, a.a.O., S. 154
Ein Bestand an Weingärten ist nicht aufgeführt, was für den bereits erfolgten Ausgang des Weinbaus spricht.
Gegenwart
Heute zeugen nur noch rudimentäre Hinweise auf eine Terrassierung des Roedelberges sowie der heute zu Aull gehörenden Südhänge am Hambach, am Wetzstein und am Diersteiner Kopf von vergangenem Weinbau.
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