Ein Weingarten vor dem Tal (‚ante vallem‘) Diez – also vor den Toren -wird bereits im Jahr 1303 benannt. Seine Lokalisierung ‚vor der Pforte‘ gelingt erst im Zusammenhang mit der Auswertung späterer Erwähnungen und Hinweise.
Erste urkundliche Nennung
26. Januar 1303
Richwin genannt Specht und seine Frau Gertrud bekunden, daß sie zu Ehren der heiligsten Gottesmutter Maria, sowie der Heiligen Johannes des Evangelisten und des Täufers, zu deren Ehre der Altar im Stift (‚in monasterio‘) Diez (‚Detse‘) außerhalb des Chors auf der rechten Seite erbaut und geweiht ist, an demselben eine Pfründe errichtet haben. Sie haben dazu alle ihre Güter zu Netzbach (‚Netzhe-‚) angewiesen mit Ausnahme eines Hauses und der Mühle daselbst, die sie sich auf Lebenszeit vorbehalten, die aber nach ihrem Tode auch zu jener Pfründe fallen sollen, ferner: 2 Ohm gewöhnlichen Wein, die sie von Heinrich genannt Gotzyt für 9 Mark gekauft haben und die jährlich von einem Weingarten vor dem Tal (‚ante vallem‘) Diez zu liefern sind; 2 Ohm Wein zu Fachingen (‚Vachuonghyn‘), die sie von Embricho genannt Eupheler für 8 Mark gekauft haben und die aus einem Weingarten auf dem Berg genannt Huocgesteyn, beim Weingarten des Hermann vom Wasem (‚de Cespite‘) zu entrichten sind, und ihr Haus im Tal Diez in der Selhofener Straße (‚in vico dicto Selehouen‘). […]
Sie haben die Güter vor dem vorgenannten Grafen, Dekan und Kapitel und Eberhard von Braunsberg (‚Brunis-‚), Ulrich, Werner und Udo, Rittern in Limburg, sowie Heinrich und Eberhard, Gebrüdern, genannt Specht von Diez, Rittern, und vielen andern mit Hand, Mund und Halm dem vorgenannten Priester Friedrich aufgetragen.
– Siegel des Grafen Gerhard von Diez, des Ausstellers, des Heinrich Specht (‚Pici‘) et Hermann vom Turm (‚de Turri‘), Ritter.Originaldatierung: D. 1303, in crastino conversionis sancti Pauli
Quelle: Arcinsys/HHStAW, Bestand 20, Nr. U 7b
Weitere Nennungen
04. März 1319
Friedrich, Kaplan des Altars St. Johannes des Täufers im St. Marienstift zu Diez, vermacht – eingedenk der Mahnung des Matthäusevangeliums: Wacht und betet, da ihr nicht wißt, wann der Herr kommt, ob zur Mitternacht oder beim ersten Hahnenschrei oder des Morgens -, nachdem zuvor seine Schulden bezahlt sind, allen seinen Brüdern und Herren zum Chor 1 Mark jährlich Gülte, die vom Garten Johanns genannt ‚Dyligin‘ zu Freiendiez und von einem Weingarten in ‚Cuonebette‚ fällt, […]
Die Mark fällt von dem Weingarten, den er von Herbert gekauft hat, gelegen bei ‚Chainsteyn‚. […]
Er vermacht […] einen Weingarten an der Pforte, den er gekauft hat, ebenfalls dem Altar.
Seinen Weingarten zu Fachingen (‚Vachungin‘) vermacht er auf zwei Jahre seinem Diener (’servo‘) Rorich. Danach soll er auch an den Altar fallen. […]Originaldatierung: D. 1319, dominica qua cantatur reminiscere
Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 20, Nr. U 23
1667/1812
Johann Herrmann Steubing berichtet in seinem Buch Topographie der Stadt und Herrschaft Dietz zum Weinbau:
Zweiter Abschnitt – Beschreibung der Stadt Diez.
§ 11 Stadtumgebungen.
Sind die wenigen Gärten und Aecker welche sich um sie befinden., da das städtische Territorium so gar enge und klein ist. Ihr Alles sind folgende kleine Felder: der Finger oder Zwinger, der Schläfer in welchem in alten Zeiten Wein gezogen wurde, der dieser kleinen Gegend den Nahmen gab, die Au und das Silber oder Seelenhofer Feld.
Ein einziger Weinberg (deren sonst mehrere waren) von 2 Morgen 80 Ruthen ist am Eingange der Stadt noch vorhanden, wird wohl gehalten und gibt einen vortrefflichen roten Wein.
An der ganzen Lahn hinab taugt der weisse nicht viel.
Quelle:
Johann Herrmann Steubing,Topographie der Stadt und Herrschaft Dietz, a.a.O.
18. Jahrhundert
Die nachfolgende Karte verzeichnet in diesem Bereich einen Weingarten, der offensichtlich im Folgenden noch bis 1838 erwähnt wird, bzw. verzeichnet ist.
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Karte der Grafschaft Nassau-Diez - Ausschnitt Diez
Quelle:
Geometrische Carte von der Grafschaft Diez,
HHStAW, 3011/1, 327 H, 18. Jhdt
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Alle Rechte vorbehalten.
1812
In dem nachfolgend gezeigten Plan Von der fürstlichen Oranien Nassauischen [Stadt] Dietz und in derselben Gemarckung liegende Äcker Wiesen und Gährten alle die Gewannen und die darinnen liegende Güther eines jechlichen Possessori besonders eingezeichnet finden wir die Darstellung eines Weingartens gegenüber der Obermühle (Bildmitte).
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Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 3011/1, Nr. 308 V
Digitalisat:
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Alle Rechte vorbehalten.
Es besteht kein Zweifel, dass dies der von H. J. Steubing in §11 Stadtumgebung benannte „Weinberg von 2 Morgen 80 Ruthen am Eingange der Stadt“ ist.
1837
Im nachfolgenden Geometrischen Grundriss von dem oberen Theile der Vorstadt von Diez wird auf Höhe der Obermühle zweifelsohne der vorgenannte letzte Weinberg in Diez als „verwilderter Weinberg der Haupt. Kolben Erben“ ausgewiesen.
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Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 3011/1, Nr. 1604 H
Digitalisat:
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Alle Rechte vorbehalten.
1838
Dagegen weist die im Jahr 1838 von W. Ohl aufgenommene Situationskarte über die Gemarkungen Balduinstein, Birlenbach, Diez, Fachingen und Freiendiez mit einem Grubenprofil der dortigen Bergwerke bzw. Stollen an eben jener Stelle noch einen Weingarten auf.
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Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 3011/1, Nr. 2152 H
Digitalisat:
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Alle Rechte vorbehalten.
1865
Robert Heck berichtet in seiner Diezer Chronik:
Der Winter 1864/65 war lang, streng und sehr schneereich. Erst Ende März schmolz der Schnee. Bis Mitte Mai war die Witterung sehr günstig und berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, allein dann trat große Trockenheit und zuletzt bedeutende Kälte ein. […] Ende Juni wurde die Witterung wieder günstiger. Von Anfang September bisMitte Oktober herrschte große Hitze. Es regnete kaum. Die Getreideernte war äußerst gering, dagegen gediehen die Kartoffeln und vor allen Dingen der Wein vortrefflich.
Quelle:
Robert Heck, Diezer Chronik 1606-1866, a.a.O.
Bisher ist leider nicht gelungen, herauszufinden, wo in Diez im Jahr 1865 noch ein Weingarten im Ertrag stand.
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Titelfoto:
Ausschnitt aus dem Gemarkungsplan der Stadt Diez und ihrer Umgebung, mit Angaben der Flurbesitzer , 18. Jhdt
Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 3011/1, Nr. 308 V
Digitalisat:
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Alle Rechte vorbehalten.





