Tradition in steilsten Lagen

Sibigazze

Die Lage In Sibigazzen (Schibegasse 1392, Schybe- 1430) bei Nieder-Lahnstein wird erstmals 1303 namentlich genannt. Heute erinnert nur noch die Nennung der mittlerweile exzessiv bebauten Niederlahnsteiner Flur 9 In der Scheugasse daran.

ERSTE BEKANNTE URKUNDLICHE NENNUNG

1303

Gobelin, Sohn des + Ritters Simon von Burgedor, verkauft zugleich für seine Erben der Meisterin und dem Konvent des Kl. (ecclesie) der Nonnen zubBeselich (-leych) für 4 Mk.Pf. Koblenzer Währung 1 1/2 Ohn Wein jl. Güte aus drei Weingärten in der Gemarkung Niederlahnstein: einer in Sibigazzen in dem Florichene, der andere Obirhecke und der dritte in Werners buorne, […]
– Sg des Herrn Johannes, Plebans zu Niederlahnstein.

Quelle:
Struck, Das Prämonstratenserinnenkloster zu Beselich, a.a.O., Nr.321, S.154
auch:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 13, Nr. U 14

WEITERE URKUNDLICHE NENNUNGEN

07. September 1392

Clas van Brubach, Zimmermann, und seine Frau Habele ,wohnhaft zu Niederlahnstein, verkaufen dem Dechanten, dem Kapitel und den Vikaren der St. Kastorkirche zur gemeinen Präsenz einen Erbzins von 1 guten Goldgulden für 17 gute schwere Goldgulden und setzen ihre Weingärten in der Niederlahnsteiner Gemarkung als Unterpfand: einen in der Schibegassen, 1/2 Morgen groß, zwischen Weingärten Hennen Strydes oben und Engel Plieken Sohn unten; einen an Rodenfort, 1 Viertel groß, zwischen Weingärten des Abtes von Arnstein unten und Friedrich Buseners oben.
Es siegeln die Schöffen zu Niederlahnstein namentlich Heinemann Stryt und Henne Stryt

Dat in vig Nativitatis b Marie virg a d 1392

Quelle: Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 109, Urkunde 669 (unverschlüsselt)

05. JUNI 1430

Alle seine anderen Güter, namentlich eine Hofraite an der ‚Ueberporten‘ mit dem Garten zu Niederlahnstein, worin er jetzt wohnt, und eine andere Hofraite zwischen Johann von Helfenstein und Johann Sacks an dem gemeinen, zu der Lahn gehenden Wasserweg mit allem ihrem ‚Begriff‘ an Weingärten, Baumgärten, Aeckern undWiesen, Zinsen und Gülten hat er dem Deutschen Haus zu Coblenz und dem Kl. Arnstein besetzt, […]
Diese Besetzung ist geschehen zu Nieder-Lahnstein im Hause des Besetzers. 
Zeugen: Peter Koller. ein Priester, ein Klöckner daselbst, Ludwig Kyle von Limburg, Dydmericus von Hagen, ein öffentlicher Schreiber, Peter Moelgin und Conradus Wer von Wetzlar, ein Trierer Kleriker.

[Folgt die „cedel“ der Güter des Testators in der Nieder-Lahnsteiner Gemarkung d. d. 1430 in crastino Medardi ep. — Juni 9 — worin sich folgende Localbezeichnungen befinden: „an der Overporten“; ein Weingarten „im begen“ ;desgl. „an der helden“ ; desgl. ;ober lere“ ; desgl. „in der Schybegassen“ ; desgl. „ober hecke“ ; desgl. „in dem kamert“ ; desgl. „unter mückenbergk“ ; desg. „unter demelsbodem“ ; desgl. „im acher“ ; desgl. „zum fronen birbaume“ ; desgl. „im hoirche“; desgl. „zu hove“; desgl. „ober ebenzeit“ ; desgl. „uff Welkersborn“, desgl. „uff boltzenberg“. …]
Quelle:
Karl Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratenserklosters Arnstein an der Lahn, a.a.O., Nr.376, S.222f

1803/1820

Im Kartenwerk Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling (1803 – 1820) ist besagte Lage unter Rückschluss auf die Bezeichnung der heutigen Niederlahnsteiner Flur 9 In der Scheugasse (s.u.) dargestellt.

Weingärten wurden in diesem Kartenwerk offensichtlich wie folgt kenntlich gemacht:
Hanglagen werden durch senkrechten Striche in ihrer Falllinie dargestellt. Weinberge sind beige grundiert, darin sind rötlich coloriert Querstriche eingezeichnet. Diese symbolisieren offensichtlich Stützmauern. 
In der Ebene liegende Anbauflächen sind ebenfalls beige grundiert und zudem mit einem dünnen, roten Strich begrenzt.

Zum Vergrößern bitte in die Karten klicken.
Ausschnitt Niederlahnstein / Lage In dem Plencer (Bildmitte links)
Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling (1803 - 1820) Kartenaufnahme 1:25.000, (1803 - 1820) BlattNr. 149/88 1816/17 Blatt Rehns-Niederlahnstein Quelle: www.geoportal.rlp.de/

Besagte Lage liegt am nördlichen Ortsrand westlich angrenzend an die Lage Im Plencer.


1843/1879

Die Preußische Kartenaufnahme 1:25.000, Uraufnahme-Urmesstischblätter (1843-1879): weist Weinbergslagen beige grundiert mit dunklerem, gestrichelten Rand aus. Aufgelassenen Lagen sind ohne Grundierung nur durch den gestrichelten Rand gekennzeichnet.

Ausschnitt Niederlahnstein / Allerheiligenberg
Ausschnitt Niederlahnstein / Allerheiligenberg 
Preußische Kartenaufnahme 1:25.000, Uraufnahme-Urmesstischblätter (1843-1879) 
© GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020, dl-de/by-2-0, http://www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbeitet], Originale im Besitz der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin

Daraus ist zu schließen, dass die ebenso verzeichnete Lage In der Schybegasse zur Zeit der Kartenaufnahme als Weingarten zwar noch erkennbar, jedoch nicht mehr im Ertrag stand.

1882/1885

In seinem 1885 herausgegebenen Werk Deutsche Weine und Weinbau-Stätten notiert H. W. Dahlen auf Seite 26 interessante Daten des Jahres 1882 zur Weinbaufläche und deren Erträgen zu Nieder-Lahnstein:

ZUM VERGRÖSSERN IN DAS BILD KLICKEN.
Nieder-Lahnstein
H. W. Dahlen, Deutsche Weine und Weinbau-Stätten, a.a.O., Seite 28

Hierin führt er die Lage Scheugasse nach Eulsberg, Rulbert, Kaulsberg, Mückenbergoberm Arnsteinerhof und Horchheimerhöll vor an drittletzter Stelle vor Becherhöll und Grub genannt, wobei die die Reihenfolge der Nennungen herbeiführende Begründung nicht ersichtlich ist.

Demnach scheint diese Lage entgegen der aus obiger Karte herauszulesender Brachlege noch im Ertrag gestanden zu haben.


1902

Nach der 1902 herausgegebenen Rhein-Weinbau-Karte ist die Lage Scheugasse aber nicht mehr verzeichnet.

Ausschnitt aus der 'Rhein-Weinbau-Karte für die Strecke Bingerbrück/Rüdesheim - Coblenz : einschliesslich des Lahnthales
Quelle:
Rhein-Weinbau-Karte für die Strecke Bingerbrück/Rüdesheim - Coblenz : einschliesslich des Lahnthales von 1902
© Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, 2009

Lokalisierung

Offensichtlich tradiert die Benennung eines Teils der Niederlahnsteiner Flur 9 In der Scheugasse im Mündungsgebiet der Lahn in den Rhein jenen früheren Namen.

Ausweislich deren Darstellung in den vorgenannten Karten, lagen die ehemaligen Weingärten In der Schybegassen zwischen den heutigen Straßen Bahnhofstraße (im Westen), Holzgasse (im Osten), Burgstraße (im Norden) und Emser Straße (im Süden).

ZUM VERGRÖSSERN BITTE IN DIE KARTE KLICKEN
Niederlahnstein / Flur 9 In der Scheugasse
© GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2020, dl-de/by-2-0

TOPOGRAFIE

Lage: Zwischen Bahnhofstraße (im Westen)und Holzgasse (im Osten)sowie Burgstraße (im Norden) und Emser Straße (im Süden).
Exposition: 210° - 150°(SSW-SSO)
Hangneigung: tbd
Größe: ca. 20.000 qm = ca. 8 Mg

***

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert