Tradition in steilsten Lagen

An dem Haynberge

1395 finden wir den ersten urkundlichen Nachweis von Weinbau am Haynberge.

Erste Urkundliche Nennung

23. Mai 1395

Erzbischof Werner von Trier erhebt auf Bitten von Graf Adolf von Nassau und Diez die von diesem errichtete und bewidmete Kapelle im Dorf Aull (‚Auwel‘), Trierer Diözese, zu einem geistlichen (‚ecclesiasticum‘) Benefizium, bestätigt die Dotation und schreibt der Kapelle geistliche Freiheit zu, doch ohne Schaden für ihn, seine Kirche und jedermann sonst. […]

Der vorgenannte Hermann von Kamen schenkte auch einen Weingarten von 1 Morgen zu Diez an dem ‚Haynberge‘ zwischen den Weingärten des Henno Role und des Kolbe. Else von Heringen, Bürgerin (‚opidana‘) von Limburg, überwies 1 Malter ewiger Korngülte Limburger Maß, fällig zwischen dem 15. August und 8. September, von 4 Malter, die ihr von dem Hof (‚curia‘) des vorgenannten Grafen zu Freiendiez fallen; zum Unterpfand setzte sie 1 1/2 Morgen Weingarten in Nyderdupach‘ bei Altendiez, die einst Siegfried genannt Biiß gehörten.

– Siegel des Ausstellers.

Originaldatierung: D. Erembretstein 1395, die vicesima tercia mensis Maii

Quelle:
Arcinsys Hessen/HHStAW, Bestand 20, Nr. U 99

Weitere Nennungen

22. Januar 1424

Heinrich von Lich und seine Frau Gertrud, wohnhaft zu Freiendiez, verkaufen dem Dekan, Kapitel und den Vikaren des Liebfrauenstifts zu Diez zur Präsenz für 9 Gulden Limburger Währung, die diese ihnen bezahlt haben, 1/2 Malter ewiger Korngülte Diezer Maß, die sie jährlich trocken und gut zwischen dem 15. August und 8. September nach Diez auf ein Haus, wohin sie vom Präsenzmeister gewiesen werden, auf eigene Kosten und Gefahr entrichten sollen. Sie setzen dafür zu Unterpfand 1/2 Morgen Weingarten, der an dem Hubenrißer zwischen Contze Mule und Elchen von Zahlbach liegt und 2 Tournosen am 11. November in die Präsenz zu Limburg zinst, ferner 3 Sadel Weingarten, die an dem ‚Haynberge‘ liegen und zu Lätare (‚halphfasten‘) den Herren zu Diez auf die Burg 2 1/2 Tournosen weniger 1 Heller zinsen. Sie haben diese Güter vor Schultheiß und Nachbaren in den Gerichten, wo die Güter liegen, wie in der Grafschaft Diez rechtsüblich, aufgegeben. Halten sie die Güter nicht baulich und versäumen die Gültleistung, so kann das Stift die Unterpfänder mit oder ohne Gericht einziehen (‚uffholen‘) oder sich von dem Schultheißen mit 1 Schilling Pfennig an den Gütern Recht zusprechen lassen, als ob sie drei Tage und sechs Wochen dieselben ausgeklagt hätten.
– Siegel des Edelknechts Junkers Otto von Diez.

Originaldatierung: Actum et d. ipso die Vincencii martiris 1423 iuxta stilum curie Treverensis

Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 20, Nr. U 134

1667

Im §. 20. Allerlei örtliche Merkwürdigkeiten aus der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts nennt zahlreiche Orte im Zusammenhang mit Weinbau.
Zu Diez vermerkt er:

Der heutige Hof Oranienstein hieß damals Silhoben; daher hieß das dorthin führende Stadttor die Silhober Port. 
Am Hanberg (heute: Hain) war im Silberfeld ein Wingert; noch 1667; welcher der Inspektion zugehörte. Auch Conrad von Offheim hatte dort einen Weinberg.

Quelle:
Johann Herrmann Steubing,Topographie der Stadt und Herrschaft Dietz, a.a.O.

Lokalisierung

Die Lokalisierung der Lagebezeichnung An dem Haynberge gelingt durch Steubings vorgenannten Hinweis zu 1667: Damit verortet er den Hanberg (Haynberg) im Silberfeld – dem Seelhoffer Feld (Bildmitte). 

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Ausschnitt aus: Gemarkungsplan der Stadt Diez und ihrer Umgebung, mit Angaben der Flurbesitzer Quelle: HHStAW, 3011/1, 308 V
Quelle:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 3011/1, Nr. 308 V
Digitalisat:
© 2025 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.
Alle Rechte vorbehalten.

Die nachfolgende Fotografie zeigt den im Silberfeld flach verlaufenden Südwesthang zur Lahn unterhalb des heute so genannten Stadtwaldes Hain.

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Foto:
Postkarte Ansicht Diez, Datum unbekannt
Quelle:
Museum im Grafenschloß Diez. Alle Rechte vorbehalten

Ausgang des Weinbaus

1804

Im Frühjahr eröffnete der Stadt- und Landphysikus zu Diez Geheimrat Diehl, Deutschlands berühmtester Pomologe, im Seelhofer Feld eine systematisch geordnete Baumschule, die bald weltberühmt wurde

Quelle:
Robert Heck, Diezer Chronik 1606-1866, a.a.O.

Dies weist darauf hin, dass der hier zuvor betriebene Weinbau zum Erliegen gekommen war.

Mit der Aufnahme der oben gezeigten Karte aus dem Jahr 1812, die keinen Hinweis mehr auf Weinbau enthält, wird diese Annahme zweifelsohne bestätigt.


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Titelbild:
Postkarte Ansicht Diez, Datum unbekannt
Quelle:
Museum im Grafenschloß Diez. Alle Rechte vorbehalten

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