Erneuter Niedergang
Das Lahntal war Jahrhunderte lang vor allem für seine vorzüglichen Rotweine bekannt (besonders aus Runkel und Fachbach), wenngleich Erntemengen und Qualität des Lahnweines starken Schwankungen unterlagen.
Negative Witterungseinflüsse, wie Frostschäden, Rebkrankheiten und -schädlinge führten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren Niedergang des Weinbaus.
Die Realteilung hatte vor allem nachteilige Auswirkungen auf die in Steillagen gelegenen Weinberge. Infolge der großen Besitzzersplitterung, eines unzureichenden Wegenetzes und der topographischen Gegebenheiten konnten kaum Rationalisierungs- oder Mechanisierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Dies hatte zur Folge, dass viele Winzer den Weinbau ganz aufgaben oder nur noch im Nebenerwerb weiterführten.

Rebe im Frost © Linleo - fotolia.com
Einrichtungen
Von der Reblaus, die seit den 1880er Jahren in Deutschland grassierte, blieb das Lahntal (entgegen anders lautender Angaben in der Literatur) verschont.
Indirekt profitierte es sogar davon, indem von Seiten des Staates Rebflächen (meist Brachland) gekauft oder gepachtet und dort zahlreiche Einrichtungen zur Überwindung der Reblausplage angesiedelt wurden.

Weinblüte © Rebschule V & M Freytag GbR, Neustadt a. d. Weinstraße
So entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Rebschnittgärten (Bad Ems-Fachbach, Obernhof, Tiefenbach bei Braunfels), Musterweinberge und staatliche Rebveredlungsanstalten (Oberlahnstein und Diez-Oranienstein) unter Leitung der Oberlahnsteiner Rebenveredelungsanstalt und Rebschule.

Veredelung © Rebschule V & M Freytag GbR, Neustadt a. d. Weinstraße
Seit 1964 existiert keine dieser Einrichtungen mehr und die Rebflächen sind mit Ausnahme von Obernhof komplett wieder brach gefallen.
Stabilisierung
Obernhof – Weinähr
Auch die Gründung von Winzergenossenschaften und -vereinen konnte keinen dauerhaften Beitrag zum Erhalt des Weinbaus an der Lahn leisten.
Rekultivierungsmaßnahmen in den 30er Jahren durch den Einsatz des Reichsarbeitsdienstes hatten kriegsbedingt nur kurzen Erfolg.

Die Ortsansicht Obernhof, ca. 1920 © Uwe & Sabine Haxel, Obernhof
Sehr wichtig waren die Flurbereinigungsmaßnahmen in Obernhof 1982-1985. Sie führten seither zu einer Stabilisierung der Rebfläche in der Gemeinde, obwohl die Zahl der Winzer weiter zurückgegangen ist.
Dagegen endete der Weinbau in anderen Gemeinden des unteren Lahntales:
In Bad Ems kam er 1965 zum Erliegen, in Fachbach 1972, in Nassau 1982.
In Dausenau erfolgte 1990 die letzte Weinlese.

Rhein-Weinbau-Karte für die Strecke Bingerbrück/Rüdesheim - Coblenz, einschliesslich des Lahnthales
© Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, 2009
Weinbaugebiet Mittelrhein – Großlage Lahntal
Der Lahnwein hat kein eigenes Anbaugebiet mehr, sondern gehört seit 1971 zum Weinbaugebiet Mittelrhein.
Die Großlage Lahntal umfasst noch Einzellagen bei Bad Ems / Dausenau, Nassau, Obernhof und Weinähr.
In Bewirtschaftung sind aber gegenwärtig nur die Einzellagen Goetheberg bei Obernhof und die Giebelhöll bei Weinähr im Gelbachtal.
Bis 2001 bewirtschafteten 7 Winzer ca. 7 bis 8 ha Rebfläche.
Heute sind nur noch vier Winzer aktiv, bei etwa gleicher Rebfläche. Nach dem plötzlichen Tod von Ernst Haxel (2008) und Edmund Scherer (2009) gibt es nur noch zwei Vollerwerbswinzer, beide in Obernhof.