Tradition in steilsten Lagen

Burgberg zu Laurenburg

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Versuch einer Bestimmung der Verwendung / Nutzung des Bauwerks

Glockenturm

Der in der Urkunde von 1394 zur lokalen Beschreibung des besagten Weinbergs verwendete Begriff clockhus lässt sich bis jetzt nicht zweifelsfrei verifizieren. Während die zweite Worthälfte noch unzweifelhaft für Haus verwendet scheint, darf an der Übernahme des englischen Wortes clock (für Uhr) in der ersten Worthälfte durchaus angezweifelt werden.

Aus Sicht des Verfassers assoziiert der Begriff clockhus aber durchaus die Nutzung als Glockenturm.
Dies könnte durch einen Rückvermerk in der Begriffsdeutung eines Klockes im Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über christliche Kunstalterthümer vorkommenden Kunstausdrücke sogar bestätigt werden:

Klockes,

s. n., mundartlich cölnisch = dem niederd. Clockhus, d. i. Glockenhaus, Glockenthurm, namentlich das Erdgeschoss desselben, wo geläutet wird.

Quelle:
Heinrich Otte, Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über christliche Kunstalterthümer vorkommenden Kunstausdrücke, Leipzig 1877

Allerdings ist ein solches Bauwerk später nicht überliefert.


Taubenhaus/Taubenschlag

Die Hinweise auf einen möglichen Taubenschlag in den vorgenannten Dokumenten aus den Jahren 1485 und 1531 wiederum korrespondieren mit jenem Hinweis auf ein Bauwerk unterhalb der Burg auf dem Kupferstich aus dem Jahre 1740, auf dem unter b. ein unbekanntes Mauerwerk inwendig lauter Fächer bezeichnet ist. 

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Reproduktion: Privatbesitz Gerhard Gemmer, Troisdorf
© 2018 Weinbau an der Lahn. Alle Rechte vorbehalten.

Es könnte sich also tatsächlich um einen Taubenschlag gehandelt haben, wenngleich sein Standort außerhalb des Burgfrieds bei dieser Verwendung nicht sinnvoll erscheint.


Archiv

Auf dem folgenden Kupferstich von Johann Jacob Reinhard aus dem Jahre 1745 wird an ähnlicher Stelle unter B. ein Bauwerk als Das Archiv bezeichnet. 

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Reproduktion: Privatbesitz Gerhard Gemmer, Troisdorf
© 2018 Weinbau an der Lahn. Alle Rechte vorbehalten.

In seinem Buch Juristisch- und historische kleine Ausführungen Band 2 (hrsg. 1749) befasst sich J. J. Reinhard auf Seite 13f der Vorrede intensiv mit der Deutung dieses Bauwerks:

Das kleine Gemäuer in der Mitte des Berges, wird das Archiv genennet. 
Es ist inwendig voller viereckigter Löcher. Ob diese den Anlaß zugedachter seiner heutigen Benennung gegeben haben? 
Auch, wie alt diese Benennung seye? kan ich nicht sagen, glaube aber doch nicht, daß es in uralten- oder auch anderen Zeiten, zu einem Briefgewölbe gedienet hat;  anerwogen es ungereimt gewesen seyn würde, diesses ausser der Burg zu machen; 
Hiebenebst auch in denen alten Zeiten, man keine Gewölber mit Briefen anfüllete; sondern, wan es hoch kame, dieselbe in einer besondern Kiste aufhube. 
Ich sehe mithin dieses Gemäuer vor die Uberbleibsel eines Thürmleins an, auf welchem etwan Schildwachten oder Vorpossten seynd ausgestellet worden und welches auch gedienet haben kan, um die Gemeinschaft zwischen der Burg und dem unten liegenden Rittersitze zu versicheren.

Quelle: Google Books
J. J. Reinhard, Juristisch- und Historische Kleine Ausführungen, a.a.O., S. 13f

Seine dort zuletzt geäußerte Vermutung eine Thürmleins mit der vagen Vermutung einer militärischen Nutzung könnte wiederum die im ersten Nachweis zu vermutende Verwendung als Glockenturm stützen.

Allerdings konnten urkundliche Nachweise dieses Bauwerks mit der gesicherten Bestätigung der einen oder anderen genannten Verwendung bisher nicht ermittelt werden, ebensowenig wie eine Nutzung im Zusammenhang mit Weinbau.


Offensichtlich hat dieses Bauwerkes aber noch Eingang bei der Anfertigung der bereits in anderen Einträgen herangezogenen Karte aus dem Jahr 1764 gefunden.

Zwischen der Ruine der Burg Laurenburg und Schloss Laurenburg, hier als Herrschaftliches Haus bezeichnet, ist eine Einzeichnung als Wüstung bezeichnet zu finden, die der Einzeichnungen des unbekannten Mauerwerks an etwa dieser Stelle – insbesondere im Kupferstich von 1740 – ähnelt.

Kartenausschnitt Burg und Schloss Laurenburg
Ausschnitt aus
Geometrischer Grund Riß über Durchlauchtigster hohen Herrschafft von Anhalt Schaumburg wie auch denen Gemeinden Scheid et Laurenburg Dörnberg Kalckofen und Horhausen eigenthümlich gehörige Waldungs Districte im Scheid und Dörnberger Forst
© Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 702, Karte 15951, 1764

Man darf davon ausgehen, dass zu dieser Zeit damit zumindest Überreste dieses Bauwerkes noch vorhanden und hinreichend beachtenswert für eine Karteneinzeichnung waren.


Den Stand der Ergebnisse des Versuchs einer Lokalisierung dieses Bauwerks finden Sie auf der nächsten Seite.

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