Tradition in steilsten Lagen

Seelbach

Seelbach gehörte mit allem Besitz und allen Rechten, Leuten und dem gesamten Zehnten zum Stiftungsgut des Klosters Arnstein bei dessen Gründung im Jahr 1139. Erst in der ersten Hälfte des 13. Jhdts wird durch die Schenkung eines bei Seelbach gelegenen Weinbergs an das Kloster Weinbau bei Seelbach belegt.

Quelle:
Bruno Krings, Das Prämonstratenserstift Arnstein a.d. Lahn im Mittelalter, a.a.O. S. 564

Erste bekannte urkundliche Erwähnung von Weinbau bei Seelbach

Im Necrologium der vormaligen Prämonstratenser-Abtei Arnstein an der Lahn finden wir den Nachweis der Schenkung eines Weinbergs an das Kloster.

Juli 9. – A. VII. id. (Todestag der nachfolgend benannten Personen)
[…]
Conradi de Selbach, qui vineam dedit.

Quelle:
Das Necrologium der vormaligen Prämonstratenser-Abtei Arnstein an der Lahn, a.a.O., Seite 136
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Da es sich bei der Schenkung wohl um einen bebauten Weinberg handelte, darf man davon ausgehen, dass Weinbau eine geraume Zeit vorher schon begonnen wurde.
Nähere Angaben dazu sind bisher nicht bekannt.


Weitere Erwähnungen

03. Juni 1412

Henne von Geilenau und Else seine Hausfrau bekennen dass sie von dem Abt Johann und dem Kl. Arnstein zu rechtem Erblehen empfangen haben alle Klostergüter zu Seelbach und sollen sie von den Aeckern jährlich den dritten Teil und von den Weingärten den halben Ertrag geben. Die Empfanger verbürgen sich für die pflichtmässige Instandhaltung der Lehen mit ihren Eigengütern zu Seelbach.
Schulteis und Schöffen daselbst bekennen die gericbtliche Aufgabe.

Siegler: Junker Johann Donnre von Lairheim.

Originaldatierung: D. a. d. miUesimo CCCCXII° in crastino sacramenti.

Quelle: 
Karl Herquet, Urkundenbuch des Prämonstratenserklosters Arnstein an der Lahn, a.a.O., Nr.331, S.206

auch:
Arcinsys/HHStAW, Bestand 11, U 303 mit Digitalisaten

1584

Die Jahresangabe bezieht sich auf die Erstellung des Salbuches. Wann die nachfolgend benannten Weingärten in den Besitz es Klosters kamen, ist nicht ersichtlich.
Da der Hof Seelbach zum Stiftungsgut des Klosters Arnstein gehörte, darf man davon ausgehen, dass der Hof Seelbach bereits mindestens seit dem 12. Jhdt. Weinbau betrieb.

Ahn weingarten
Gnat der Gierlach under der Schlecht, unten Schewer Hens kinders hecken und Weingarten, einßeits Lorentz zu Sehelbachs weingart, anderßeits Lauff Elschgens weingart zu 1/2 morgen

Quelle:
Michael Mucha, Salbuch des Klosters Gronau von 1584 - Entwurf, a.a.O. Fol. 514 rec. S. 440

Ahn weingarten
placken weingarten, heist im Niddernbach, terminus oben zu Henn Seipels erben weingarten, under der Mawren gnant, unten zu die gmein Bach, einseins Enders Schewers hecken, anderseits auch hecken zu 1/2 1 viertel.

Quelle:
Michael Mucha, Salbuch des Klosters Gronau von 1584 - Entwurf, a.a.O. Fol. 514 ver. S. 440

vor 1666

Mai 31. — D. II. kal.
[…]
Heymonis laici de Selbach et Hebele uxoris sue, qui legaverunt huic ecclesie vineam ibidem cognominatam der Hune in anteriori monte; insuper legaverunt nobis unum florenum.
[…]
Stephani Icmionis, Üonfluentini civis octuagenarii, anno 1666.

Quelle:
Das Necrologium der vormaligen Prämonstratenser-Abtei Arnstein an der Lahn, a.a.O., Seite 118
(Link öffnet in einem neuen Fenster)

Das Necrologium des Klosters Arnstein dokumentiert für den 31. Mai, dass (die Verstorbenen) Heymo, ein Laie aus Selbach, und seine Frau Hebele, dieser Kirche einen dort [Anm: Selbach]) gelegenen Weinberg, genannt „der Hüne“, am vorderen Berg vermacht haben.
Da der letzte Eintrag im Nekrolog mit 1666 datiert ist, lag das besagte Vermächtnis zeitlich sicher eine geraume Zeit davor. Zudem war der Weinberg sicher bebaut, woraus man davon ausgehen darf, dass Weinbau eine geraume Zeit vorher schon begonnen wurde.
Nähere Angaben dazu sind allerdings auch hier bisher nicht bekannt.


Lokalisierung

In der Gemarkung Seelbach wurden die im Mittellauf des Seelbachs nach Südosten und in seinem Unterlauf auch nach Süden exponierten Hanglagen für Weinbau geeignet erachtet.

Seelbach Flur 30

Seelbach Flur 30
© 2019 LVermGeo / Geoportal Rheinland-Pfalz
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Digitales Geländemodell der Seelbacher Flur 30 
© 2025 GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2025, dl-de/by-2-0
www.lvermgeo.rlp.de

Zeugnis geben die an beiden Hanglagen zahlreichen, vereinzelt noch gut erhaltenen Überreste der typischen Mauern zur Terrassenbildung.

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Seelbach Flur 30 Altewingert
© 2020 Weinbau an der Lahn / Matthias C. Schmidt Alle Rechte vorbehalten.

Heute liegt der gesamte Mittellauf des Seelbachs in der Seelbacher Flur 30 und trägt den Flurnamen Altwingert, ein schmaler Streifen am Übergang zur oberhalb verlaufenen Ebene trägt in gleicher Flur den Namen Auf den Wingerten. Beide Namen tradieren damit den dortigen ehemaligen Weinbau.

Die Hanglagen am Unterlauf des Seelbaches bis zu seiner Mündung in den Dörsbach liegen ebenfalls in der Seelbacher Flur 30, tragen jedoch den Namen Hinterberg.

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Seelbach Flur 30 Hinterberg
© 2020 Weinbau an der Lahn / Matthias C. Schmidt Alle Rechte vorbehalten.

Da sich im weiteren Verlauf des Dörsbachs bis zum Kloster Arnstein auf Grund ihrer Topografie offensichtlich keine für Weinbau geeigneten Hanglagen auszumachen sind, kann daraus geschlossen werden, dass die durch die Klosterbrüder zum Weinbau bewirtschafteten Hanglagen zunächst am Unterlauf (Niddernbach), bzw. am 1666 sog. vorderen Berg, sicher aber auch am Oberlauf des Seelbaches lagen.

Man darf davon ausgehen, dass sie Ortsbeschreibungen stets vom Ort/aus Sicht des Betrachters/Schreibers gemacht wurde, also z.B. in des Klosters Nähe, vorne, am vorderen Berg – am Südhang an der Seelbachmündung in den Dörsbach (untere Bildhälfte links).

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Digitales Geländemodell der Seelbacher Flur 'Hinterberg'.
© 2025 GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2025, dl-de/by-2-0,
www.lvermgeo.rlp.de

Eindeutige Nachweise sind aber leider bisher nicht bekannt.

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