Beginn des Weinbaus in Montabaur und Niederelbert
Wann die Rebkultur an den sonnenbeschienenen Westerwälder Hängen begann, lässt sich wohl nicht mit genauen Jahreszahlen festschreiben, doch erscheint eine grobe zeitliche Eingrenzung durchaus möglich.
Jörg Harle, der verstorbene frühere Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft und Kenner der Geschichte des Weinanbaus in Montabaur, konnte nach eigenen Recherchen auf einen urkundlich bereits vor 1450 belegten Rebbau Im Rebenstock am Schloss Montabaur verweisen.
Dr. Possel-Dölken berichtet in seiner umfassenden Darstellung der „Geschichte der Stadt Montabaur“, dass am Montabaurer Schlossberg im 17. Jahrhundert wohl noch in geringen Mengen Trauben geerntet wurden, jedoch Koblenzer Weinhändler mit Mosel- und Rheinweinen die Montabaurer Schankwirte belieferten.
Darüber hinaus ermöglicht eine recht gute Quellenlage, den Beginn und das Ende des Weinbaus in Niederelbert und Montabaur näher zu bestimmen.
Unstreitig hat der Rebbau im südlichen Westerwald seinen Ursprung im Weinanbau an der Lahn bzw. im Limburger Becken. Auf klimatisch günstigen Lagen hat er sich wohl Mitte des 14. Jahrhunderts – also um 1350 – vom unteren Lahntal und / oder dem Limburger Becken in den südlichen Westerwald – und damit auch nach Niederelbert und Montabaur – ausgedehnt.
Von dieser Entwicklung künden noch heute etliche auf frühere Rebflächen hinweisende Flurnamen in verschiedenen Westerwaldgemeinden.
Das Ende des Weinbaus im südlichen Westerwald
Auch das Ende des Weinbaus in unserer Region lässt sich nicht mit einer Jahreszahl exakt bestimmen. Dass in Montabaurer Dokumenten und anderen Archivalien der Weinanbau zuletzt im 17. Jahrhundert erwähnt wird, bedeutet nicht zwangsläufig ein Ende der Rebkultur, kann jedoch als Hinweis auf einen Rückgang der Rebflächen als Folge sich abzeichnender klimatischer Veränderungen und gleichzeitiger kriegerischer Auseinandersetzungen gewertet werden. Als Verantwortliche für den Rückgang und schließlich die Einstellung des Weinbaus im südlichen Westerwald sind hauptsächlich die Kleine Eiszeit und der Dreißigjährige Krieg zu nennen.
Die Kleine Eiszeit
Im 15. Jahrhundert setzte mit dem Ende der hochmittelalterhchen Warmzeit eine Phase der Klimaverschlechterung und Abkuhlung ein, die schließlich um 1560 zur Kleinen Eiszeit überleitete. Diese Periode des kühlen Klimas dauerte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Der dreißigjährige Krieg
Neben der Kleinen Eiszeit führten die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges (1618-1648) mit einer starken Verminderung der ländlichen Bevölkerung und damit auch der Weinkonsumenten zum Rückgang des Rebbaus und schließlich zum Ende der Rebkultur. In dieser dreißigjährigen Notzeit kam es zum Stillstand des Weinbaus, der ständig äußerst intensiver Pflege bedurfte. Als Folge dieses dramatischen Bevölkerungsrückganges wurde die Pflege der Wingerte vernachlässigt und es kam zu einem deutlichen Niedergang des Rebbaus.
Aus den vorgenannten Gründen ist davon auszugehen, dass der Weinbau im südlichen Westerwald und in Niederelbert mit dem Dreißigjährigen Krieg sein Ende fand.
Damit dürfte In Niederelbert rund 250 Jahre – von etwa 1350 bis um 1600 – Weinbau betrieben worden sein.
Titelbild:
Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling (1803 - 1820)
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